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Können KATER lieben?

 

Menschen glauben immer, sie wären auf diesem Planeten oder sogar im ganzen Universum die einzige Spezies, die lieben könnte. Und sie setzen damit voraus, alle anderen Arten wären zur Liebe unfähig, und die Fähigkeit zur Liebe würde das menschliche Wesen ausmachen. Kann wahr sein. Ich habe schon Menschen gesehen, die wahrhaftig lieben konnten, uneigennützig und aufopferungsfähig. Nicht in meiner unmittelbaren Nähe aber von weitem. Ja tatsächlich, soll es geben und gibt es.

Aber bei Katzen sah ich das nie, Katzen, vor allem Kater erschienen mir immer zänkisch untereinander, immer in Konkurrenz untereinander stehend, nie wirklich in Freundschaft vereint, geschweige denn in Liebe...

Bis ich den guten Lewis kennen lernte. Zuerst dachte ich, dieser Kater hieße Luis – weil man ja selten den Namen eines Katers geschrieben sieht – aber irgendwann stellte sich dann heraus, dass der Besitzer des Katers (ha Besitzer eines Katers – wer Kater kennt weiß, dass man sie nicht besitzen kann) ihn ‚Lewis’ genannt hatte, und zwar nach Carl Lewis, dem amerikanischen Sprinter und Weitspringer. Es war ein sehr passender Name für einen Kater.

Lewis war ein schönes Tier, er war schwarz, hatte üppiges glänzendes Fell und erinnerte von der Figur her an einen Kartäuserkater, er stand stämmig auf seinen kräftigen Beinen und hatte diesen unwiderstehlichen dicken Katerkopf. Er war sehr lieb, und vor allem mochte er seinen Besitzer, meinen Freund Andreas, einen Junggesellen, der irgendwie besessen davon war, eine Freundin zu finden, und da er zu dieser Zeit ein wenig daneben war, konzentrierte er seine Gefühle auf den Kater Lewis. Und der dankte es ihm. Manchmal blickte Lewis Andreas an, seine Augen wurden irgendwie herzförmig und dunkel, und man konnte in ihnen die Zuneigung sehen, die er für sein ‚Herrchen’ empfand.

Andreas lebte in einer Parterrewohnung mit Balkon, und Lewis konnte ungehindert draußen herumstromern. Auf der Balkonseite waren Hinterhöfe und Schrebergärten, auf der anderen Seite war die gefährliche Hauptstraße, die Lewis aber instinktiv mied. Lewis war nicht blöde.

Und eines Tages im Frühling brachte er eine kleine Freundin mit nach Hause. Eine dünne getigerte Katze, die gerade geschlechtsreif geworden war und mit der Lewis sexuell absolut nichts anfangen konnte, weil er natürlich kastriert war wie jeder anständige nichtstinkende Hauskater.

Die kleine Freundin war sehr hübsch mit ihren zarten grauen Streifen und dem weißen Lätzchen, und sie durfte in der Wohnung von Lewis, pardon in der Wohnung von Andreas schlafen. Lewis mochte sie anscheinend, diese kleine Streunerin oder Entlaufene oder Ausgesetzte.

Manchmal fing Lewis ein Mäuschen, legte es Andreas zu Füßen und wollte Andreas’ Bewunderung erhaschen. Aber plötzlich war da ein grau-weißer Schatten, und dieser Schatten stibitzte ihm das tote Mäuschen vor der Nase weg. Lewis wunderte sich sehr über die plötzliche Abwesenheit seines Mäuschens und schaute fassungslos und vorwurfsvoll zu Andreas hinauf, und Andreas tätschelte ihm die dicke pelzige Stirn und sagte unverständliche Worte wie: Ist doch okay Lewis, die Weiber sind eben so. Also reg dich nicht auf.

Also regte Lewis sich nicht auf, sondern vergaß die ganze Sache, fing neue Mäuschen, und manchmal konnte er sie sogar selber essen, wenn seine Freundin gerade nicht in der Nähe war.

Sie war nicht mehr oft in der Nähe. Natürlich schlief sie noch auf dem Sofa in Lewis’ Wohnung, aber während der Nacht und auch während des Tages, vollgefressen mit stibitzten Mäusen und Katzenfutter und vollgepumpt mit Hormonen, paarte sich Lewis’ Freundin auf dem hinteren ungefährlichen Hof mit diversen Katern, und nach erfolgter Paarung fing die Kleine an zu brüllen und ohrfeigte ihren jeweiligen Gespielen. Das arme kleine Tier wusste gar nicht, warum es sich mit diesen ekligen Typen einließ, aber es war so ein Drang. Ein verdammt unwiderstehlicher Drang, ein Drang, der nach einer Woche endlich nachließ, denn da war sie trächtig, schwanger oder wie auch immer - und hoch zufrieden und ausgeglichen.

Als Vater kamen mindestens zwei von diesen liederlichen Typen in Frage, ein schwarzer und ein getigerter mit bräunlicher Streifung.

Die kleine Katze schlief viel und ging nicht mehr viel aus. Lewis brachte ihr nun die Mäuse freiwillig, um sie ein bisschen zu verwöhnen.

Und Andreas informierte uns, dass Nachwuchs in Sicht wäre. Wir reservierten uns daraufhin ein Kätzchen aus dem erwarteten Wurf, denn unsere beiden alten Katzen würden nicht mehr ewig leben, und sie sollten das kleine Kätzchen anlernen. Sie würden ihm alles beibringen, was man als Katze im Laufe des Lebens so an Tricks lernt. Tatsächlich brachten sie ihm nicht viel bei, aber das ist eine andere Geschichte.

Ein paar Wochen später, an einem frühen Sonntagmorgen (Sonntagskätzchen!) wurden die Kleinen geboren. Dem Himmel sei Dank war Andreas schon wach, als es losging, denn es gab Komplikationen. Das erste Kätzchen drohte mit seinem Hinterteil im Geburtskanal stecken zu bleiben, und wenn Andreas – er war ambulanzmüßig geschult und arbeitete bei den Johannitern – nicht nachgeholfen hätte, dann wären alle gestorben, die Mutter vielleicht auch. Aber es ging alles gut.

Die kleine Katze, die immer noch keinen Namen hatte, hatte sich in der Abstellkammer ihre Kinderstube eingerichtet. Sie war eine gute Mutter, ließ die Kleinen selten alleine und ging selten nach draußen, zumindest in den ersten Wochen. Sie ließ Lewis natürlich nicht zu nahe an den Nachwuchs herankommen. Sie war sehr vorsichtig, er konnte eine Bedrohung für die Kleinen sein, und sie fauchte ihn so heftig an, dass er schier weggeblasen wurde und eingeschüchtert und bedauernd den Rückzug antrat.

Wir suchten uns eine Woche später UNSER Kätzchen aus, zu diesem Zeitpunkt sahen die Kleinen schon nicht mehr aus wie große schwarze Mäuse sondern wie richtige Kätzchen. Und keines von ihnen würde schwarz bleiben. Alle sahen schon richtig gefährlich getigert aus, und zwei hatten jeweils weiße Pfoten und ein weißes Lätzchen, und die anderen zwei waren rein getigert ohne weiße Stellen. Ich suchte mir den Muntersten aus der Bande aus. Er hatte weiße Pfoten und ein weißes Lätzchen, er sah mit seinen weißen Pfoten wie eine Mickymaus aus, und er guckte mich irgendwie leicht schielend aber sehr frech an. Ich liebte ihn vom ersten Augenblick an. Und es war der, den Andreas höchstpersönlich aus seiner Mutter gezogen, ihn trockengerieben und ihm ein wenig Luft in sein schleimverschmiertes Mäulchen geblasen hatte, bis er endlich anfing zu atmen. Dieses Kätzchen wurde von uns ‚Pebbles’ und später nur noch ‚Pepe’ genannt.

Sieben Wochen nach der spektakulären Geburt fand Andreas die kleine immer noch namenlose Katze tot am Rande der großen Hauptstraße. Sie war anscheinend überfahren worden, aber ihr Körper sah unverletzt aus. Mit ihrem Tod waren die vier Kätzchen auf einen Schlag mutterlos geworden. Es war niemand mehr da, der sie säugte, sie leckte, um ihre Verdauung anzuregen, und es war auch keiner mehr da, der ihnen beibrachte, wie man zum Beispiel aufs Katzenklo geht...

Aber nun kam Lewis‘ großer Auftritt. Er hatte jetzt endlich die Möglichkeit, sich um die Kleinen zu kümmern. Er wollte sie gar nicht tot beißen, wie ihre Mutter befürchtet hatte, nein, er wollte sie lieben und ihnen nahe sein.

Und es sah herzergreifend aus, wenn Kater Lewis in der Abstellkammer lag, um sich herum die vier kleinen Kätzchen, die an ihm die mütterlichen Zitzen suchten und nicht fanden. Natürlich hatte Lewis Zitzen, aber sie waren sehr klein und gaben leider keine Milch. Aber alle sahen sichtlich zufrieden aus.

Andreas hatte nicht die Zeit, die Kleinen mit der Flasche großzuziehen und stellte sie brutal auf Katzenfutter um.

„Sie haben zwei Tage kräftig gekotzt“, berichtete er uns, „aber dann haben sie es kapiert.“

Was sie nicht kapierten war, dass man seine Notdurft auf dem Katzenklo verrichten sollte. Sie verrichteten ihre Notdurft überall, nur nicht auf den drei Katzenklos, die Andreas bereitgestellt hatte, sondern vorzugsweise auf Andreas’ Ledersofas, die er nach ein paar Wochen wegschmeißen konnte.

Und Kater Lewis verrichtete weiterhin seine Mutterpflichten an den Kleinen. Er leckte ihre kleinen Bäuche, die sie ihm entgegenstreckten und förderte damit instinktiv ihre Verdauung.

Sehr zum Schaden der Sofas...

Auch als die Kleinen größer wurden, kümmerte sich Lewis um sie, er spielte mit ihnen, und es war rührend anzusehen, wie vorsichtig er mit ihnen umging. Manchmal brachte er ihnen eine Maus mit und ließ sie damit spielen.

Und er war sehr niedergeschlagen, als die ersten Kätzchen ihn verließen. Das allererste war Pebbles, der zu uns kam und somit der unumstrittene Herrscher (trotz unserer beiden Altkater) einer großen Eigentumswohnung wurde, deren darüber liegendes Flachdach er als sein Reich ansah. Als wir Jahre später ein Haus kauften, lief er als geschulter Dachhase so vorsichtig im Garten herum, als hätte er Angst, ins Bodenlose abzustürzen. Aber er schaffte es schnell, sich neu auf dem Erdboden zu orientieren und wurde noch schneller der Schrecken aller kastrierten Kater in der Umgebung.

Pebbles’ Bruder kam zu einer Bekannten von Andreas. Diese Bekannte war bekennende Vegetarierin, und sie war so blöde, ihre vegetarischen Ideen auf den Kater zu übertragen, der Kater wurde anscheinend nur mit Müsli gefüttert, denn Tofu war zu dieser Zeit (ist alles schon ein paar Jahre her) noch relativ unbekannt. Der Kleine lief weg und ward nie mehr gesehen. Verständlich! Ich meine, dass er weggelaufen ist.

Pebbles’ zweitjüngste Schwester wollte unbedingt nach draußen, blieb mit der Kehle in dem auf Kipp gestellten Wohnzimmerfenster hängen und na ja... Andreas war fassungslos, als er ihren kleinen starren Leichnam fand, und er machte sich noch lange Zeit später heftige Vorwürfe.

Die jüngste Schwester wurde überfahren wie ihre Mutter.

Und somit war Lewis wieder alleine. Aber er vermisste die Kleinen, und er fand nie wieder ähnliche wilde wie auch liebenswerte Racker wie diese.

Andreas allerdings fand endlich die Frau fürs Leben. Dummerweise war diese Frau allergisch gegen Tierhaare, und als es wirklich nicht mehr ging, übernahm Andreas’ Schwester den Kater.

Lewis verbrachte die letzten Jahre seines Lebens bei ihr, es ging ihm dort sehr gut, wie ich aus zuverlässiger Quelle erfuhr (von Andreas’ Bruder Jörg), und er war neunzehn Jahre alt, als er friedlich einschlief. Dieses friedliche Einschlafen ist eine Seltenheit bei Katzen. Ich habe immer bedauert, dass ich Lewis in den letzen Jahren nicht mehr gesehen habe, denn er war wirklich eine Seele von Kater.

 

Können Kater lieben?

Das ist wirklich eine bescheuerte Frage!

 

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